Bereits im letzten Jahr hatte Bosch den Abbau von 9000 Arbeitsplätzen angekündigt. Am Donnerstag hat Bosch diese Zahl um 13.000 erhöht. Es ist der größte Abbau in der Geschichte des Unternehmens. Betriebsrat und IG Metall denken im Traum nicht daran, das Arbeitsplatzmassaker zu verhindern. Der Aufbau von unabhängigen Aktionskomitees, die dem Gewerkschafts-Apparat und seinen betrieblichen Bürokraten den Kampf ansagen, ist dringlicher denn je.
Schon Ende 2024 hatte die Robert Bosch GmbH weltweit insgesamt fast 418.000 Beschäftigte – und damit rund 11.600 weniger als ein Jahr zuvor. In Deutschland sank die Stellenzahl des Gesamtkonzerns um gut 4500 auf rund 129.600 (minus 3,4 Prozent). Die Automobil- bzw. Mobility-Sparte ist der größte Bereich von Bosch und der weltweit größte Automobilzulieferer. Dort arbeiteten 230.000 Menschen, allein in Deutschland zuletzt über 70.000. Mit der jetzt angekündigten Erhöhung des Stellenabbaus fallen bei Bosch in Deutschland 22.000 Stellen weg, die meisten in der Auto-Sparte. Diese ist für mehr als 60 Prozent des Gesamtumsatzes von gut 90 Milliarden Euro verantwortlich. Im vergangenen Jahr war der Umsatz der Zuliefersparte um 0,7 Prozent auf 55,8 Milliarden Euro gesunken. Für das laufende Geschäftsjahr rechnete Bosch zuletzt mit einem leichten Wachstum.
Trotzdem sollen die Kosten weiter gesenkt werden, um die Gewinne abzusichern und zu steigern. 2024 erzielte der Konzern eine Rendite von 3,5 Prozent, im Jahr zuvor hatte sie noch bei 5 Prozent gelegen. Anfang des Jahres kündigte Bosch-Geschäftsführer Stefan Hartung „schmerzhafte Entscheidungen“ für die Belegschaften an, um für die Konzerneigner den 3,5 Milliarden Euro Gewinn aus dem letzten Jahr innerhalb von zwei Jahren auf mindestens 7 Milliarden Euro zu verdoppeln.
Jetzt haben Mobility-Chef Markus Heyn und Arbeitsdirektor Grosch in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten die „schmerzhaften Einschnitte“ beziffert. Sie wollen die jährlichen Kosten des Mobility-Geschäftsbereichs um 2,5 Milliarden Euro senken.
Dafür soll die Existenzgrundlage von rund 20.000 Familien zerstört werden. Besonders betroffen sind die Geschäftsbereiche Power Solutions und Electrified Motion mit ihren Standorten in Baden-Württemberg, in Feuerbach (3500), Schwieberdingen (1750) und Waiblingen (560) im Großraum Stuttgart sowie Bühl (1550) und Homburg (1250).
Das alles soll bis Ende 2030 abgeschlossen sein, teilte das Unternehmen mit. „Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken. Dazu setzen wir viele Hebel in Bewegung“, sagte Grosch. Der weitere Stellenabbau, „über das bereits kommunizierte Maß“ hinaus, schmerze ihn sehr, „doch es führt leider kein Weg daran vorbei.“
IG Metall und Betriebsrtat betrachten die Situation aus dem selben Blickwinkel wie die Spitzenmanager mit denen sie im Aufsichtsrat sitzen und reagieren verständnisvoll. „Es steht außer Frage, dass die Situation in der deutschen und europäischen Automobil- und Zulieferindustrie sehr angespannt ist“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Geschäftssektors Mobility, Frank Sell. Im selben Atemzug deutete er an, wie IGM und Betriebsrat den Kahlschlag durchsetzen wollen. Einen „Personalabbau dieser historischen Größenordnung – ohne gleichzeitige Zusagen zur Sicherung unserer Standorte in Deutschland – lehnen wir jedoch entschieden ab!“
Mit anderen Worten: Der Personalabbau findet die Unterstützung Sells und des Betriebsrates, wenn Standortsicherungen versprochen werden. In den vergangenen Jahrzehnten hat nicht ein einziges Mal eine solche Vereinbarung eine Standortschließung verhindert. Die Versprechen auf Standortsicherung sind immer solange gültig, wie sie nicht benötigt werden, solange die Geschäfte brummen. Sobald aber die Auftragslage und damit die Produktion schwächelt, treten Öffnungs- oder Revisionsklauseln in Kraft, die dann doch die Schließung von Werken und Standorten ermöglichen. So wie jetzt bei Bosch geplant, sind die angeblichen Standortsicherungsverträge nur Mittel und Zweck, mit dem die IG Metall und ihre Betriebsräte dem geforderten Abbau ihren Segen geben und gegen die Belegschaften durchsetzen.
Die Hauptsorge von IG Metall und Betriebsrat bei Bosch besteht nun darin, dass sie diesmal die Belegschaft, die in der Vergangenheit durch Streiks und Proteste bewiesen hat, dass sie für ihre Arbeitsplätze kämpfen möchte, nicht mehr unter Kontrolle halten kann. Erst recht nicht, wenn ihnen nicht mehr gestattet sein wird, den Arbeitsplatzabbau als „sozialverträglich“ zu verkaufen.
Denn zum einen läuft die aktuelle Standortsicherung Ende 2027 aus. Und zweitens stellte Sell angesichts der Größenordnung des Arbeitsplatzmassakers warnend fest: „So viele Rentner haben wir gar nicht, dass der Abbau über die Demografie gelingen kann“. 22.000 Arbeitsplätze können nicht mit den alten Mechanismen der Frühverrentung oder Abfindung abgebaut werden.
IGM-Funktionäre und Bosch-Betriebsräte haben die Aufgabe übernommen, die von der Konzernspitze geforderten Angriffe umzusetzen – und das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht. Ihre Kompagnons haben bei VW Massenentlassungen, Werksschließungen und bis zu zwanzig-prozentige Lohnsenkungen vereinbart. Bei Ford in Köln haben sie in einem perfiden mehrstufigen Erpressungsmechanismus auch wieder betriebsbedingte Kündigungen ermöglicht. Die IGM-Vertreter werden versuchen, die Sparpakete bei Bosch ganz ähnlich durchzusetzen.
Der Aufbau einer neuen Organisationsform mit der es möglich ist, die bürokratische Kontrolle des Gewerkschaftsapparats und der Betriebsräte zu durchbrechen, ist daher dringend notwendig. Die Sozialistische Gleichheitspartei schlägt den Aufbau von Aktionskomitees vor, in jeder Fabrik, in jedem Verwaltungs-, Forschungs- und Entwicklungsstandort, an allen Arbeitsplätzen und auch in den Stadtteilen, in denen die Arbeiterfamilien leben. Die Komitees müssen zu Zentren des Widerstands gegen den Kahlschlag – nicht nur bei Bosch – werden, die alle Teile der Arbeiterklasse vereinen.
Unabhängig von allen etablierten Parteien, den Bürokraten der Gewerkschaften und ihren Apologeten, sind die Aktionskomitees das Instrument, die Beschäftigten zu vereinen und ihre enorme industrielle und wirtschaftliche Macht zu mobilisieren – bei Bosch und in der gesamten Auto- und Zulieferindustrie – weltweit.
Eine solche Bewegung unter Führung von Arbeitern die ernsthaft kämpfen wollen, braucht ein klares Programm und eine klare Strategie. Der zentrale Punkt des Programms ist, dass die Interessen der Belegschaften den Profitinteressen der Konzerneigner und Aktionäre übergeordnet sind. Nicht ein einziger Arbeitsplatz darf für weitere Milliarden auf den Konten der Superreichen aufgegeben werden.
Das wichtigste Element der Strategie ist der Internationalismus. Arbeiterinnen und Arbeiter müssen den reaktionären, überholten und selbstzerstörerischen Nationalismus der Gewerkschaften ablehnen.
Betriebsrat Sell und die IGM fordern so genannte „Local-Content-Regeln“. Autohersteller, die in Europa Autos verkaufen wollen, sollen gezwungen werden, Komponenten zu kaufen, die unter den in Europa geltenden Bedingungen hergestellt seien. „Für alle industriellen Produkte, die in Europa vermarktet werden, muss es einen verpflichtenden Anteil europäischer Komponenten geben“, schreibt die IG Metall. „Wer Europa als Markt sieht, der soll auch für Beschäftigung in Europa verantwortlich sein. Beispiel: chinesische oder US-amerikanische Autohersteller.“
Das ist die deutsch-nationalistische Antwort auf den internationalen Handels- und Wirtschaftskrieg. Das ist angesichts der Globalisierung, die auch vor den einzelnen Unternehmen nicht Halt macht, erstens utopisch und zweitens reaktionär. Bosch hat 420.000 Beschäftigte, die weltweit in rund 100 großen Produktions- und rund 70 Entwicklungsstandorten in fast jedem Land der Erde arbeiten – auch in China und den USA, wo allein 53.000 Menschen für Bosch arbeiten.
In Wirklichkeit spaltet diese Abschottungspolitik die Arbeiter in Deutschland von ihren Kolleginnen und Kollegen in den USA, China und aller Welt. Diese Politik ist nicht besser als die Zollpolitik der USA unter Präsident Donald Trump. Und auch dort ist es die Autoarbeitergewerkschaft UAW, die vehement Trumps Zölle unterstützt.
Die Arbeiterinnen und Arbeiter in Deutschland und Europa können keinen wirksamen Kampf führen, wenn ihre Aktionen nicht mit den Kämpfen ihrer Kolleginnen und Kollegen in aller Welt koordiniert und vereint werden, vor allem mit denen in den USA und China, die mit den gleichen Angriffen konfrontiert sind.
Alle, die für ihre Lebensgrundlage kämpfen wollen, für sichere Arbeitsplätze, auskömmliche Löhne und soziale Absicherung im Alter, müssen sich aus der nationalistischen Umklammerung der Gewerkschaften lösen. Werdet aktiv, beteiligt euch am Aufbau von Aktionskomitees, schreibt uns eine Whatsapp unter +491633378340 und füllt das untenstehende Formular aus.