Die Behauptung der herrschenden Klasse, die Pandemie sei vorbei, wird ein weiteres Mal widerlegt. Angetrieben von neuen, hochansteckenden Varianten fegt gerade die elfte Welle der Corona-Masseninfektionen über die USA und andere Länder hinweg. Das Coronavirus SARS-CoV-2 macht keine Anstalten, sich auf den „endemischen“ Zustand einzupendeln, den sowohl Behördenwissenschaftler als auch Corona-Skeptiker fälschlicherweise vorausgesagt haben.
Der aktuelle Anstieg wird von zwei dominanten Varianten angetrieben: NB.1.8.1, genannt „Nimbus“, und XFG, bekannt als „Stratus“, stellen zusammen eine neue Phase der Virusentwicklung dar. NB.1.8.1 macht mittlerweile 43 Prozent der Fälle in den USA aus. XFG verbreitet sich rasant über die Welt und stellt in den USA die dritthäufigste Variante dar.
Laut dem Pandemic Mitigation Collaborative (PMC) der Universität von Tulane (dem verlässlichsten öffentlichen Dashboard in den USA) stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen bis zum 21. Juli auf 347.000, und Prognosen besagen, dass sich diese Zahl bis zum nächsten Monat fast verdoppeln wird.
Basieren auf diesen Daten sagt das PMC voraus, dass es in den USA im kommenden Monat zwischen 6.700 und 11.200 zusätzliche Corona-Todesfälle geben wird. Bis zu 3,76 Millionen Amerikaner werden zu den bereits zig Millionen Menschen hinzukommen, die an Long Covid erkrankt sind. Bemerkenswert ist die Schätzung, dass der durchschnittliche Amerikaner inzwischen 3,85 Mal infiziert worden ist, was bedeutet, dass es seit Beginn der Pandemie in den USA mehr als 1 Milliarde Corona-Infektionen gegeben hat.
Unabhängige Daten, zusammengestellt von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC), zeigen das nach wie vor hohe Niveau an offiziellen Todesfällen in den USA von 10,6 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie. Das unterstreicht die anhaltende Sterblichkeitslast durch die Pandemie.
Die aktuelle Krise stellt den Höhepunkt eines parteiübergreifenden Krieges gegen die öffentliche Gesundheit dar, der nicht erst mit Trumps Rückkehr an die Macht begonnen hat. Schon die Biden-Regierung hat die Corona-Schutzmaßnahmen systematisch demontiert. Bidens Erklärung vom September 2022: „Die Pandemie ist vorbei“ bereitete den Boden für den heutigen vollständigen Verzicht auf sämtliche Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit unter dem Diktat des Impfgegners Robert F. Kennedy Jr.
Seit Kennedy die Kontrolle über das Gesundheitsministerium (HHS) übernommen hat, hat er einen beispiellosen Angriff auf die Bundesgesundheitsbehörden gestartet. Die Zahl der Beschäftigten im staatlichen Gesundheitswesen wurde durch Massenentlassungen, Abfindungen und Vorruhestandsregelungen schon von 82.000 auf 62.000 reduziert. Die 28 Abteilungen der Behörde werden zu nur 15 zusammengelegt und zahlreiche Abteilungen werden komplett geschlossen.
Im Rahmen des Budgetsentwurfs für das Haushaltsjahr 2026 stehen den National Institutes of Health (NIH) gewaltige Kürzungen in Höhe von 18 Milliarden Dollar bevor. Diese Reduzierung um 40 Prozent würde die medizinische Forschung zerstören. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) würden 3,6 Milliarden Dollar verlieren, mehr als die Hälfte ihres Budgets, und wichtige Programme zur Prävention chronischer Krankheiten, zur HIV-Überwachung und zur globalen Gesundheitsüberwachung würden vollständig gestrichen.
Dies geht mit einer gezielten Untergrabung jeder wissenschaftlichen Methode einher. Kennedy hat Impfstoffexperten entlassen, evidenzbasierte Empfehlungen für Grippeimpfungen zurückgezogen und am Freitag Pläne angekündigt, alle 16 Mitglieder der US Preventive Services Task Force zu entlassen. Diese Task Force legt fest, welche Krebsvorsorgeuntersuchungen und präventiven Gesundheitsleistungen die Krankenkassen übernehmen müssen. Die Regierung hat mehr als 11 Milliarden Dollar an Finanzmitteln für staatliche und lokale Gesundheitsbehörden gestrichen und damit die Verbindungen zwischen den Bundesbehörden und den Gesundheitsbeschäftigten, die an vorderster Front arbeiten, gekappt.
Der Zeitpunkt dieses Angriffs auf die öffentliche Gesundheit ist besonders besorgniserregend. Während neue Covid-19-Varianten zu einem Anstieg der Krankenhauseinweisungen führen, und die Zahl der Long-Covid-Fälle steigt, zerstört die Regierung systematisch die Kapazitäten zur Überwachung, Bekämpfung und Eindämmung der Krankheit.
Auch finden diese verschärften Angriffe auf die öffentliche Gesundheit zu einem Zeitpunkt statt, an dem wissenschaftliche Erkenntnisse tiefere Einblicke in eine besonders verheerende Langzeitfolge der Pandemie liefern: die weitreichenden neurologischen Schäden, die die Arbeiterklasse über Generationen hinweg belasten werden. Zwei wegweisende Studien, die in Nature Communications und Science Advances veröffentlicht wurden, liefern forensische Beweise für die Auswirkungen von Covid-19 auf das Gehirn. Dies entlarvt die kriminelle Fahrlässigkeit all jener, die die Pandemie fälschlicherweise für „beendet“ erklärt haben.
Die Studie in Nature Communications zeigt auf, dass allein das Durchleben der Pandemie – auch ohne Infektion – die Gehirnalterung um 5,5 Monate beschleunigt, wobei ältere Erwachsene, Männer und Menschen aus benachteiligten Verhältnissen am stärksten betroffen sind. Bei Personen, die nachweislich mit Corona infiziert waren, steht diese Gehirnalterung in Zusammenhang mit einem messbaren kognitiven Rückgang.
Noch alarmierender ist, dass die Science Advances-Studie nachgewiesen hat, dass SARS-CoV-2 direkt die Bildung von Amyloid-β-Plaques auslösen kann – das Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit. Anhand von im Labor gezüchteten menschlichen Netzhautmodellen und postmortalem Gewebe von Covid-19-Patienten fanden die Forscher virale Proteine, die in diesen Plaques eingebettet waren. Dies deutet darauf hin, dass Covid-19 durch direkte biologische Mechanismen die Neurodegeneration auslösen oder beschleunigen kann.
Die prophetische Warnung der Neurowissenschaftlerin Leslie M. Kay aus dem Jahr 2022 vor einer „drohenden Demenzwelle” erscheint nun in einem sehr düsteren, aber prophetischen Licht. Der anhaltende Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, von dem Millionen Covid-19-Überlebende betroffen sind, könnte ein Frühsymptom für neurodegenerative Erkrankungen sein, da das Virus den Riechkolben entzündet, einen für das Gedächtnis und die Emotionen wichtigen Bereich. Bedenklich ist, dass diese Schädigung auch in milden Fällen auftritt, was bedeutet, dass die neurologischen Folgen weit über die Krankenhauspatienten hinausreichen.
Dies entlarvt eine Politik, die an das erinnert, was Friedrich Engels als „gesellschaftlichen Mord“ bezeichnet hatte: das systematische Herbeiführen von Bedingungen, die das Leben der Arbeiterklasse verkürzen. Die Einsparungen von 156 Milliarden Dollar bei der Sozialversicherung infolge der überzähligen Todesfälle aufgrund von Covid-19 sind da kein Zufall, sondern Teil der Strategie. Durch das Aushöhlen des öffentlichen Gesundheitssystems sorgt die Trump-Regierung für einen Anstieg der Sterberaten, um die Verbindlichkeiten gegenüber Medicare und der Sozialversicherung zu reduzieren und Mittel für Militarismus und Steuersenkungen für die Reichen freizusetzen.
Zwei grausame und vermeidbare Todesfälle am Arbeitsplatz, der von Ronald Adams Sr. und der von Brayan Neftali Otoniel Canu Joj, haben diese Realität in den USA plastisch vor Augen geführt. Beide gehören zu den über 140.000 Arbeitern, die jedes Jahr in Amerikas Industrieschlachthof aufgrund gefährlicher Arbeitsbedingungen das Leben verlieren, über 5.000 davon infolge traumatischer Verletzungen.
Adams, ein 63-jähriger Maschinenreparateur im Stellantis-Motorenwerk Dundee, wurde im April zu Tode gequetscht, als sich während Wartungsarbeiten ein Überkopfkran plötzlich aktivierte. Brayan, ein 19-Jähriger aus Guatemala, kam ums Leben, als er in Tina's Burritos-Fabrik in Vernon (Kalifornien) einen industriellen Fleischwolf reinigte.
Der umfassende Angriff auf die Wissenschaft, die öffentliche Gesundheit und die Sicherheit am Arbeitsplatz erfüllt vom Standpunkt der herrschenden Elite mehrere Funktionen: Er beseitigt unbequeme Beweise für anhaltende Gesundheitskrisen, schafft die bisherigen, wenn auch begrenzten Einrichtungen ab, die angeblich der Sicherheit am Arbeitsplatz dienen, und normalisiert das Massensterben als akzeptablen Preis für die Aufrechterhaltung von Profiten. Wenn Experten für öffentliche Gesundheit entlassen werden und die Mittel gekürzt werden, die der Überwachung von Krankheiten dienen, dann wird damit sichergestellt, dass auf künftige Ausbrüche eher mit Ignoranz als mit wissenschaftlich fundierten Maßnahmen reagiert wird.
Arbeitende müssen erkennen, dass diese miteinander verknüpften Maßnahmen einen Klassenkampf von oben darstellen. Die Pandemie hat offenbart, dass der Kapitalismus prinzipiell unfähig ist, Menschenleben zu schützen, wenn dies im Widerspruch zur Profitmaximierung steht. Während sich das Virus weiterentwickelt und verbreitet, lässt die herrschende Klasse die Bevölkerung bewusst im Unklaren über die Folgen, anstatt die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und zur Beendung der Pandemie zu ergreifen.
Die Arbeiterklasse muss sich organisieren, um die öffentliche Gesundheit als grundlegendes soziales Recht zurückzugewinnen. Die Gesundheitsversorgung muss auf Wissenschaft, internationaler Zusammenarbeit und dem Grundsatz beruhen, dass kein Tod akzeptabel ist, wenn es Mittel gibt, ihn zu verhindern. Das Leben der Menschen muss Vorrang vor privaten Profiten erhalten, und dies ist nur durch die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft erreichbar. Nur so kann die Pandemie ein für alle Mal beendet werden.
Mehr lesen
- Trumps und Kennedys Angriffe auf Impfstoffe und das öffentliche Gesundheitswesen werden weltweit Millionen Tote fordern
- Ronald Adams und Brayan Neftali Otoniel Canu Joj: Leben zweier Arbeiter dem Profit geopfert
- Hitzewelle in Europa gefährdet tausende Menschenleben
- Tödlicher Arbeitsunfall: Drei Bauarbeiter aus großer Höhe abgestürzt