Finnland hat im Verlauf des letzten Monats eine Reihe von Militärübungen mit rund 15.000 Soldaten in der Nähe seiner langen Grenze mit Russland durchgeführt, und Dänemark hat 16 weitere F-35-Kampfflugzeuge gekauft. Dies sind nur zwei Beispiele dafür, dass die nordeuropäischen Staaten ihre Kriegsvorbereitungen ausweiten. Während die europäischen Mächte ihre Aufrüstung vorantreiben, um unabhängig von den USA Krieg gegen Moskau führen zu können, arbeiten die Regierungen von Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden entschlossen daran, die Arktis und das Baltikum in wichtige Kriegsfronten zu verwandeln.
Finnlands Militärübungen zu Beginn des Winters begannen am 8. November und werden bis zum 5. Dezember an mehreren Orten im Norden und Süden des Landes stattfinden. Neben Berufssoldaten, Wehrpflichtigen und Reservisten der finnischen Streitkräfte werden auch Soldaten der Nato-Verbündeten Großbritannien, Schweden und Polen teilnehmen. Das finnische Militär veröffentlichte am 30. Oktober eine Pressemitteilung, die unterstreicht, dass diese Operationen dazu dienen, eine Nordfront für einen Krieg gegen Russland vorzubereiten. Darin hieß es: „Die Übungen gewährleisten die Integration der im Ukraine-Krieg gewonnenen Erkenntnisse in die Ausbildung.“
Die mit Abstand größte Militärübung ist die einwöchige „Lively Sentry 2025“, die vom 27. November bis zum 4. Dezember dauert. Unter der Führung des Jägerregiments, dessen Wurzeln in der blutigen konterrevolutionären Gewalt der finnischen Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse im Jahr 1918 liegen, werden rund 6.500 Teilnehmer mit 900 Fahrzeugen trainieren. Das Militär erklärte: „Die Übung wird eine gemeinsame Operation auf Brigadeebene umfassen, darunter ein Angriff einer mechanisierten Kampfgruppe in einem bebauten Gebiet mit Unterstützung durch Jäger im Häuserkampf.“ Zu den kleineren Übungen werden bodengestützte Luftverteidigungsoperationen und der Einsatz von Panzerabwehrraketen gehören.
Seit dem Nato-Beitritt Finnlands vor zwei Jahren ist die 1.300 Kilometer lange Grenze zu Russland ein zentraler Brennpunkt in den Plänen der imperialistischen Mächte geworden, Russland auf den Status einer Halbkolonie zu reduzieren und seine natürlichen Rohstoffe zu plündern. Schwedens Aufnahme in das aggressive, US-geführte Militärbündnis kurze Zeit später hat dazu beigetragen, ganz Nordeuropa in eine Operationsbasis für den Krieg gegen Russland zu verwandeln. Die herrschenden Eliten beider Länder wollten schon seit langem der Nato beitreten, waren jedoch mit dem Problem konfrontiert, dass in ihrer Bevölkerung weit verbreitete Skepsis herrschte. Eine umfassende Propagandakampagne nach dem von den USA provozierten russischen Einmarsch in die Ukraine trug dazu bei, die politischen Bedingungen zu schaffen, um ihre Kriegspläne umzusetzen.
Die rechte Regierungskoalition unter Führung der konservativen Nationalen Koalitionspartei in Helsinki hat sich zu einem engen Verbündeten des faschistischen US-Präsidenten Donald Trump in Europa entwickelt. Präsident Alexander Stubb, der erheblichen Einfluss in außenpolitischen Fragen hat, traf sich mehrfach persönlich mit dem Möchtegern-Führer. Das Ergebnis waren Abkommen, wonach die USA mit Eisbrechern aus finnischen Werften ausgerüstet werden, um deren militärische Vorherrschaft in der Arktis zu stärken, und die Zusammenarbeit zwischen den finnischen und US-amerikanischen Streitkräften intensiviert wird.
Die nordeuropäischen Staaten spielen trotz ihrer vergleichsweise geringen Größe zusammen eine wichtige Rolle in der Aufrüstung und dem Krieg der imperialistischen europäischen Mächte gegen Russland in der Ukraine. Ende Oktober trafen sich die Regierungschefs der nordeuropäischen Staaten in Island mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zum vierten nordeuropäisch-ukrainischen Gipfel. In der anschließend veröffentlichten gemeinsamen Erklärung hieß es, dass die fünf nordeuropäischen Staaten Kiew Militärhilfe und andere Unterstützung in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt haben. Sie bekräftigte außerdem die Unterstützung für Selenskyjs „Siegesplan“, weitere Waffenlieferungen an das ukrainische Militär, damit das Blutvergießen weitergehen kann, und die Verwendung beschlagnahmter russischer Vermögen, um einen Kredit für Militärausgaben an Kiew mitzufinanzieren.
Bei einem Besuch in Schweden stellten Selenskyj und der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson ein mehrjähriges Abkommen zum Kauf von Saab-Grippen-Kampfjets für die ukrainische Luftwaffe vor. Im benachbarten Norwegen forderte eine Gruppe von Parteien die Nutzung des 1,7 Billionen Euro schweren Ölfonds, um den Krieg gegen Russland zu finanzieren. Dieser Fonds wurde der Bevölkerung jahrzehntelang als Mittel zur Sicherung öffentlicher Dienstleistungen und des Lebensstandards präsentiert, nachdem die Ölreserven erschöpft sind.
Die militärische Eskalation gegen Russland ging einher mit zunehmenden Spannungen zwischen den ehemaligen transatlantischen Verbündeten. Beispielhaft dafür ist Trumps Versuch, sich über die Köpfe der europäischen imperialistischen Mächte hinweg mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einigen, und der Handelskrieg zwischen den USA und Europa. Die Großmächte, angeführt von Deutschland, rüsten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf. Berlin investiert rund eine Billion Euro in Militärausgaben, um die größte und leistungsfähigste konventionelle Armee des Kontinents aufzubauen.
Trumps Drohung, die Kontrolle über das dänische Territorium Grönland notfalls mit militärischer Gewalt zu übernehmen, ist ein weiterer Konfliktpunkt zwischen den ehemaligen transatlantischen Verbündeten. Die dänische Koalitionsregierung unter Führung der Sozialdemokraten, der auch die rechten Liberalen angehören, reagierte mit einer massiven Ausweitung der Militärausgaben seit Beginn des Jahres. In der jüngsten Verlautbarung am 10. Oktober kündigte sie an, mehr als 4,5 Milliarden Euro in weitere 16 F-35-Kampfflugzeuge zu investieren und die Luftpatrouillen um Grönland auszuweiten. Zuvor hatte sie bereits 27 dieser Flugzeuge bestellt. Weitere vier Milliarden Euro wurden für die Militärinfrastruktur in der Arktis angekündigt, darunter Drohnen und die Modernisierung des Radars für entlegene Teile Grönlands. Außerdem soll das dänische Joint-Arctic-Command-Hauptquartier in der grönländischen Hauptstadt Nuuk ausgeweitet werden.
Der Verteidigungsminister und Parteichef der Liberalen, Troels Lund Poulsen, erklärte: „Wir werden in allen Teilen Grönlands viel mehr Präsenz zeigen. Das gilt für die Marine, die Luftwaffe und das Heer.“
Einen Monat zuvor hatte die dänische Regierung einen Plan vorgestellt, mehr als neun Milliarden Euro in Boden-Luft-Raketen mit großer und mittlerer Reichweite zu investieren, mit denen man Ziele im Inneren Russlands angreifen könnte. Kopenhagen entschied sich für das französisch-italienische System SAMP-T statt amerikanischer Patriot-Raketen und sicherte zu, die Raketen mit mittlerer Reichweite aus Norwegen, Deutschland oder Frankreich zu beziehen.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Die umfassenden neuen Ankäufe folgten auf eine hysterische Kriegstreiberei im dänischen politischen Establishment und den Medien nach einer Serie von Drohnensichtungen über Flughäfen und militärischen Einrichtungen Ende September. Obwohl der Ursprung und die Zahl der Drohnen im dänischen Luftraum immer noch unklar sind, erreichte die von der Regierung angeführte Panikmache ein solches Ausmaß, dass Berichten zufolge die Bevölkerung helle Sterne am Himmel als Drohnen an die Behörden meldete.
Die Aufrüstung in Nordeuropa und der Arktis erfolgt zwar im Rahmen der Nato, doch die europäischen Imperialisten versuchen zunehmend, ihre eigenen geostrategischen Ambitionen unabhängig von den USA durchzusetzen. Im Oktober hatte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius bei einem Besuch in Island eine Absichtserklärung unterzeichnet, die Zusammenarbeit in Verteidigungs- und Sicherheitsfragen auszuweiten. Die deutsche Marine wird Zugang zu den isländischen Häfen und der Logistik für ihre Fregatten, U-Boote und Aufklärungsflugzeuge erhalten, was das Bundesverteidigungsministerium Lagebewusstsein nannte. Gemeinsame Übungen und eine zukünftige Zusammenarbeit bei der Beschaffung von Militärtechnologie wurden ebenfalls diskutiert. Pistorius erklärte, Deutschland sei bereit, größere Verantwortung für Stabilität und Sicherheit im hohen Norden zu übernehmen.
Island verfügt über kein eigenes Militär, hat aber seit langem Nato-Luftpatrouillen zur Sicherung seines Luftraums erlaubt. Eine starke Militärpräsenz in der Region ist für die Imperialisten von entscheidender Bedeutung bei ihrem Plan, einen direkten Krieg gegen Russland zu führen, da die Lücke zwischen Grönland, Island und Großbritannien eine der wenigen noch offenen Routen für russische Schiffe zu den Weltmeeren ist. Die Ostseeroute ist zunehmend riskant geworden. Militäranalysten bezeichneten das Meer nach dem Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens als „Nato-Gewässer“. Die Türkei hat seit dem von den USA provozierten russischen Einmarsch in die Ukraine die Durchfahrt von Schiffen aus dem Schwarzen Meer ins Mittelmeer blockiert.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Island zuerst von britischen und dann von US-Truppen besetzt, um eine Besetzung durch die Nazis und die Nutzung der Insel als Operationsbasis für Angriffe auf Nordamerika zu verhindern. Aus dem gleichen Grund hat Washington Grönland besetzt und dort seither Militärpersonal stationiert.
Dass selbst die entlegensten Teile Europas erneut in den sich rapide verschärfenden weltweiten Kampf zwischen den Großmächten um Märkte, Rohstoffe und Einflusssphären gezogen werden, macht deutlich, dass die Arbeiterklasse in jedem Land den Kampf zum Aufbau einer weltweiten Antikriegsbewegung aufnehmen muss. Diese Bewegung muss die wahnsinnige Aufrüstung und die Kriegsvorbereitungen stoppen, die von allen Regierungen durchgesetzt werden – von der deutschen CDU/SPD-Regierungskoalition über die sozialdemokratischen Regierungen in Dänemark und Norwegen und die rechten Regierungen in Schweden und Finnland, die auf die Unterstützung rechtsextremer Parteien angewiesen sind. Dies ist nur möglich, wenn der Widerstand gegen Krieg mit dem Kampf gegen die Zerstörung von Arbeitsplätzen und Sozialprogrammen verbunden wird, d.h. durch den Kampf, das kapitalistischen System, die Ursache für Kriege, durch den Sozialismus zu ersetzen.
