Letzte Woche begann in ganz Australien eine riesige Militärübung mit fast 40.000 Soldaten, bei der Raketen und andere moderne Waffen eingesetzt werden. Die diesjährige Auflage der alle zwei Jahre stattfindenden Übung Talisman Sabre ist die bisher größte ihrer Art. Neben den Hauptteilnehmern USA und Australien beteiligen sich 17 weitere Staaten, darunter Washingtons Verbündete aus der gesamten der Region und international.
Talisman Sabre unterliegt in Australien weitgehend einer Mediensperre. Die Bevölkerung wird darüber im Dunkeln gelassen, denn was dort stattfindet, würde weithin Angst und Widerstand auslösen.
Von der geografischen Ausdehnung, der Zahl der Teilnehmer und dem aggressiven Charakter der Militärübungen ist Talisman Sabre eine Generalprobe für einen Krieg gegen China unter Führung der USA. Neben zehntausenden Soldaten werden auch einige der leistungsstärksten Waffensysteme der Welt in Australien stationiert, darunter der Kampfverband des Flugzeugträgers George Washington, F-35-Kampfflugzeuge und Langstreckenraketen.
Gegen wen sich die Übung richtet wurde ausdrücklich erwähnt. Das Wall Street Journal erklärte in einem Leitartikel: „Die Militärübung Talisman Sabre, die alle zwei Jahre stattfindet, soll China Folgendes vermitteln: Die USA und ihre Partner sind bereit, gemeinsam auf eine Aggression Pekings zu reagieren, das sich in der Asien-Pazifik-Region, die es als seine Einflusssphäre betrachtet, zunehmend durchsetzt.“
Der Befehlshaber des I. Korps der US Army, Generalleutnant Matthew McFarlane, erklärte gegenüber dem Journal: „Alle sehen, welch aggressives Verhalten China an den Tag legt. Deshalb sind sie mehr daran interessiert, was sie tun müssen, um ihre souveränen Interessen zu schützen.“
Die Darstellung Chinas als Aggressor und der USA als Beschützer der Souveränität und des Völkerrechts stellt die Realität auf den Kopf. Die faschistische Trump-Regierung tritt die US-Verfassung im Inland mit Füßen, während sie in ihren internationalen Beziehungen jeden Anschein fallen lässt, sich an Rechtsnormen zu halten – vom Völkermord an den Palästinensern in Gaza bis hin zu einem Zollsystem, das den Charakter eines Wirtschaftskriegs gegen die ganze Welt hat.
In Wirklichkeit eskaliert das Trump-Regime die seit mehr als zehn Jahren andauernde Aufrüstung der USA im indopazifischen Raum, die sich gegen China richtet, weil es das Land als größte Bedrohung für die wirtschaftliche Vorherrschaft des amerikanischen Imperialismus ansieht.
Trumps Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte Ende Mai beim Shangri-La-Dialog in Singapur mit einer kriegerischen Hetzrede den Ton vorgegeben. Er erklärte, Peking stelle eine „Bedrohung“ dar, die „unmittelbar bevorstehen könnte“. Führende US-Militärbefehlshaber haben einen Krieg gegen China um die Kontrolle über Taiwan innerhalb der nächsten Jahre vorausgesagt.
Hegseth forderte die US-Verbündeten in Asien auf, ihre Verteidigungsausgaben sofort auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Letzte Woche, kurz vor Beginn von Talisman Sabre, ließ die Trump-Regierung ihre Forderung an die Medien durchsickern, Australien und Japan sollten sich verpflichten, ihre militärischen Mittel für die Beteiligung am voraussichtlichen Krieg gegen China zur Verfügung zu stellen.
Talisman Sabre verdeutlicht, dass das nicht nur Worte sind, sondern dass vor Ort bereits fortgeschrittene Planungen stattfinden, wie ein solcher Krieg geführt werden könnte. An der Übung nahmen alle Verbündeten Washingtons teil, die daran beteiligt wären.
Die Teilnahme des Vereinigten Königreichs bedeutet, dass neben den USA und Australien auch alle Mitglieder des gegen China gerichteten Militärpakts AUKUS beteiligt sind. Im Rahmen von AUKUS haben die USA Australien nuklear betriebene U-Boote verkauft und eine umfangreiche Aufrüstung durchgeführt, einschließlich Plänen für Hyperschallraketen und anderen moderne Waffensysteme.
Auch Indien, dessen autoritäre Regierung unter Premierminister Narendra Modi eine zunehmende Rolle in der anti-chinesischen Kampagne spielt, ist an der Übung beteiligt. Das Gleiche gilt für Japan, das mit Unterstützung der USA faktisch seine pazifistische Nachkriegsverfassung über Bord geworfen und den größten Ausbau des Militärs seit jenem katastrophalen Konflikt in Angriff genommen hat.
Das bedeutet, dass Talisman Sabre auch die Mitglieder des Quadrilateral Security Dialogue mit einbezieht. QUAD, eine gegen China gerichtete De-facto-Allianz der größten Militärmächte der Region – der USA, Japans, Indiens und Australiens – hat Peking zu ständigem Widerstand provoziert.
Auch andere regionale Verbündete der USA wie Südkorea, Neuseeland und die Philippinen nehmen teil. Mehrere südostasiatische Staaten, darunter Indonesien, haben ebenfalls Kontingente geschickt, in einer Situation, in der Washington sie auffordert, ihre Balanceakte zwischen USA und China zu beenden.
Das globale Ausmaß von Talisman Sabre wird verdeutlicht durch die Beteiligung der europäischen Großmächte, darunter Frankreich und Deutschland. Beide haben militärisch enorm aufgerüstet und sind gemeinsam mit den USA zentral am Stellvertreterkrieg mit Russland in der Ukraine beteiligt. Dieser Konflikt wird in Washington allgemein als Sprungbrett für einen Krieg mit China angesehen.
Bei der Talisman-Sabre-Übung findet einiges zum ersten Mal statt. So sollen erstmals Raketen des Typhon-Systems abgeschossen werden, die noch nie westlich der internationalen Datumsgrenze abgefeuert wurden. Mit ihrer Reichweite von fast 2.000 Kilometern können sie tief in den Indopazifik vordringen oder, vom Staatsgebiet eines südost- oder nordostasiatischen Verbündeten Washingtons aus, direkt das chinesische Festland erreichen.
Das Wall Street Journal erklärte, das System sei „von entscheidender Bedeutung, wenn Washington in einem Konflikt wichtige Seewege um Taiwan kontrollieren will“.
Auch das High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS) wird erstmals auf australischem Boden abgefeuert. Washington hat der Ukraine HIMARS zur Verfügung gestellt, und das System hat im Krieg gegen Russland eine wichtige Rolle gespielt. Es ist hochgradig mobil und kann von Lastwagen aus abgefeuert werden. Das Journal schrieb dazu wiederum anerkennend: „Die USA und ihre Verbündeten könnten das System benutzen, um von Inseln aus chinesische Ziele zu treffen.“
Auch Drohnen werden dieses Mal bei der Übung Talisman Square in größerem Umfang eingesetzt als je zuvor. Das Journal und nationale Sicherheitskommentatoren stellten einen direkten Zusammenhang mit ihrer zentralen Bedeutung im Ukraine-Krieg her.
Letzte Woche landeten 335 US-Fallschirmjäger bei einer Übung in Charters Towers, bei der sie bei einem simulierten nächtlichen Überfall die Kontrolle über die kleine Stadt im Outback von Queensland übernahmen. Die Fallschirmjäger waren etwa 10.000 Kilometer von Alaska hergeflogen.
US-Colonel Brian Weightman erklärte gegenüber den lokalen Medien, dies zeige, „dass die Nacht uns gehört. ... Unsere Fähigkeit, um die halbe Welt zu fliegen, in Echtzeit zu kommunizieren und kampfbereite Truppen und Gerät in einem Gebiet abzuwerfen, sollte jedem potenziellen Gegner als Mahnung dienen.“
Bei einer anderen Operation probten amerikanische, australische, südkoreanische, japanische und französische Seestreitkräfte am Cowley Beach im Norden von Queensland eine amphibische Landung.
Das australische Verteidigungsministerium erklärte, dies zeige die Fähigkeit der US-Verbündeten, eine „breite Palette an Landungsschiffen“ einzusetzen, um „an die Küste zu kommen, wo sie einen Landeplatz am Strand sichern und das Vorrücken von Truppen ermöglichen können“. Die „Truppe“ habe einen „umfassenden Gefechtsplan ausgearbeitet, der Doktrinen und Verfahren der Partner integriert, um einen erfolgreichen Angriff einer Kampfgruppe durchzuführen“.
Alle diese Aktivitäten sind ein Testlauf für einen Angriffskrieg gegen China im Indopazifik. Das australische Militär und andere regionale Verbündete der USA bereiten sich bereits auf einen Konflikt vor, in dessen Mittelpunkt die Kontrolle über Gewässer und Inseln vor dem chinesischen Festland stehen.
Bezeichnenderweise beinhaltete Talisman Sabre erstmals auch Übungen in Papua-Neuguinea. Dieser größte Staat im Südwestpazifik und der einzige mit großen Hafenanlagen, die im Kriegsfall ein Militär versorgen könnten, wurde von Washington und Canberra dazu gedrängt, sich immer stärker an der anti-chinesischen Aufrüstung zu beteiligen.
Der Beginn von Talisman Sabre fiel zusammen mit einem sechstägigen Besuch des australischen Labor-Premierministers Anthony Albanese in China.
Albaneses Regierung hat die Umwandlung Australiens in eine Startrampe für einen US-Krieg im Indopazifik abgeschlossen. Die Zahl der US-Stützpunkte ist enorm ausgeweitet worden, vor allem im Norden und Westen des Kontinents, wo die wichtigsten Übungen von Talisman Sabre stattfinden. Doch seine Regierung und die herrschende Elite fürchten eindeutig die Folgen eines offenen Konflikts mit China, das weiterhin Australiens größter Handelspartner ist.
Zahlreiche andere Staaten in der Region stehen vor einem ähnlichen Dilemma. Doch die klare Botschaft der USA lautet, dass die Zeit für solche Balanceakte vorbei ist.
Talisman Sabre unterstreicht die Tatsache, dass sich bereits ein Krieg mit zunehmend globaler Dimension entwickelt. Für die Strategen des Imperialismus sind der Krieg gegen Russland in der Ukraine, der Völkermord in Gaza und damit verbundene Angriffe, auch auf den Iran, sowie die Aufrüstung gegen China Fronten in einem einzelnen weltweiten Konflikt.
Genau wie in den 1930ern reagieren die Großmächte, angeführt von den USA, auf den Zusammenbruch des Weltkapitalismus mit einer Hinwendung zum Militarismus, der eine nukleare Katastrophe heraufbeschwört.
Die Arbeiterklasse muss mit ihrer eigenen internationalen Strategie reagieren, die darauf beruht, ihre Kämpfe weltweit in einem gemeinsamen Kampf zum Sturz des Profitsystems und zur Errichtung einer friedlichen sozialistischen Gesellschaft im Weltmaßstab zu vereinen.